Leben in den Bergen

20. Mai 2025
Abbildung 1: Grindelwald (Joelle Fuchs)

Naturgefahren

Die raue und anspruchsvolle Landschaft der Berge ist vermutlich die grösste Herausforderung für die Alpendörfer. Jährlich werden Millionen ausgegeben, um Menschen und Infrastruktur vor Naturgefahren zu schützen. Allein für Schutzmassnahmen in der von einem Bergsturz gefährdeten Gemeinde Brienz GB sind rund 68 Millionen Franken eingeplant. Weitere Beispiele sind Kandersteg (11 Mio.) und Brienz BE (ca. 50 Mio.). Da stellt sich die Frage: Macht es angesichts der Naturgefahren und der daraus resultierenden hohen Kosten wirklich noch Sinn, in Zukunft in der Alpenregion zu leben?

Im folgenden Teil werde ich die verschiedenen vorherrschenden Naturgefahren erläutern, die wir im Geografieunterricht behandelt haben.

Murgang
Ein Murgang besteht aus einem Gemisch aus Wasser, Schlamm und Steinen (30-60% Feststoffanteil). Damit er entstehen kann, braucht es einen Wildbach mit einem Gefälle von mindestens 14%. Damit aus dem Bach ein Murgang entsteht, ist starker Niederschlag nötig. Dieser führt zu einer erhöhten Abflussmenge des Bachs, wodurch das Bachbett viel stärker erodiert wird. Begünstigend ist dabei leichter Niederschlag über längere Zeit, der das Material im Bachbett zuvor auflockert.

Rutschungen und Hangmuren
Wie der Name schon verrät, sind Rutschungen oder Hangmuren abwärtsbewegende Massen aus Erde, Gestein und Schutt. Sie kommen nicht nur im Alpenraum vor, dort jedoch häufiger, da hierfür ein steiler Hang erforderlich ist.
Bei Rutschungen unterscheidet man zwischen der Rotations- und der Translationsrutschung. Während die Gleitfläche bei der Rotationsrutschung konkav ist, ist sie bei der Translationsrutschung eben. Hangmuren unterscheiden sich von Rutschungen durch einen höheren Wasseranteil, der zu einer schnelleren Fliessgeschwindigkeit führt. Anfällig sind durchnässte oder instabile Böden sowie auftauender Permafrost. Auslöser ist wie beim Murgang viel Wasser, das durch undichte Quellen, Niederschlag oder Schneeschmelze verursacht werden kann.

Sturzprozesse
Sturzprozesse werden je nach Gesteinsgrösse in Steinschlag, Blockschlag, Felssturz und Bergsturz unterteilt. Dabei löst sich Fest- und Lockermaterial in steilem Gelände (≥30%) und stürzt ins Tal. Ausgelöst werden diese Prozesse bei längeren Niederschlagsperioden, Wärmeeinbrüchen, Gletscher- und Schneeschmelze sowie beim Auftauen von Permafrost, da sich die Felsspalten mit Wasser füllen. Das erhöht den Druck in der Felsmasse. Wenn das Wasser in den Spalten zusätzlich gefriert, vergrössert sich das Volumen, es kommt zu einer Frostsprengung und Gestein wird vom Hang gelöst.

Lawinen
Lawinen entstehen, wenn Schneemassen instabil werden und abrutschen. Man unterscheidet zwischen Schneebrettlawinen, Nassschneelawinen, Staublawinen und Grundlawinen. Sie werden anhand der folgenden Kriterien eingeteilt: Form des Abrisses (punkt- oder linienförmig), Lage der Gleitfläche (innerhalb der Schneedecke oder auf dem Untergrund), Feuchtigkeit des Schnees (trocken oder nass), Form der Bewegung (stäubend oder fliessend) und Art des Schadens (Schäden an Häusern, Verkehrsinfrastruktur oder Menschen). Auslöser für Lawinen sind oft wärmere Temperaturen, Menschen, Schneefall oder bewusste Sprengungen.

Schutz vor Naturgefahren
Da diese Ereignisse sehr gefährlich für Menschen sein können, gibt es entsprechende Sicherheitsvorkehrungen. Diese können raumplanerischer (Gefahrenkarte mit unterschiedlichen Zonen), organisatorischer (Vorhersage und Planung), operationeller (kontrollierte Verursachung), baulicher (Verhindern, Bremsen, Stoppen oder Umleiten) Form sein oder auch Schutzwäldern (Halten fallender Materialien und Stabilisierung des Bodens). All diese Massnahmen verringern das Risiko erheblich, aber sie bilden keinen absoluten Schutz.

Macht es in Zukunft Sinn, weiterhin in Alpenregionen zu leben?

Aufgrund des Klimawandels würden Naturgefahren immer mehr zunehmen, so SRF. Denn der Permafrost und die Gletscher schmelzen durch die erhöhten Temperaturen immer wie mehr. Weil Gletscher sehr wichtig sind für den Zusammenhalt des Gesteines, werden Steinschläge vermutlich in Zukunft vermehrt auftreten. Das Gleiche gilt für Hangmuren und Rutschungen. Bei Lawinen wird durch erhöhte Temperaturen die Aktivität zunehmen, da auch hier die Temperatur auslösend sein kann. Jedoch in tieferen Regionen eher abnehmen, da es vermehrt dort keinen Schnee mehr geben wird. Was man noch nicht genau weiss, ist, ob die Niederschlagsmenge zunehmen wird. Es lässt sich jedoch vermuten, dass Niederschlagsereignisse, wenn sie auftreten, intensiver ausfallen werden. Daraus schliesse ich, dass auch Murgänge, Sturzprozesse und Rutschungen öfter auftreten werden, da Niederschlag für alle ein auslösender Faktor sein kann.

Trotz der zunehmenden Risiken sollte beachtet werden, dass die Alpen ein grosses Kulturerbe der Schweiz sind. Mit ihren Bräuchen, wie Alpauf- und -abzug, Käseproduktion und Jodeln, sind sie aus der Schweiz nicht wegzudenken. Viele Touristen reisen, wenn sie in der Schweiz sind, durch die Alpen, um eben genau die für die Schweiz typische Kultur kennenzulernen, Sport zu treiben oder eben auch nur für die wundervolle Aussicht. Und nicht nur Touristen, sondern auch Schweizer: innen verbringen ihre Freizeit gerne in den Bergen, sei es im Winter beim Skifahren oder im Sommer beim Wandern oder Klettern. Nicht zu vergessen ist, dass die Region mit etwa zwei Dritteln des Schweizer Staatsgebiets, Heimat für viele Menschen ist. Familien leben teilweise schon sehr lange in diesen Orten, da hängt viel mehr dran als nur ein Haus. Diese Menschen kann man nicht einfach vertreiben. Meiner Meinung nach muss man also mit diesen Naturgefahren umgehen. Wichtig ist aber, dass dabei nicht Menschenleben gefährdet werden. Das Leben in den Alpenregionen führt aber in zukunft zu hohen Kosten. Diese Kosten gehören nun einmal zu unserem Land dazu. Was wäre die Schweiz ohne Berge? Und solange nicht genügend für den Klimaschutz getan wird, müssen wir auch mit den Konsequenzen leben.